Die Abenteuer des Kevin Braun

Kapitel 12 – Falric

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Es ist bemerkenswert, welch eine Loyalität Falric gegenüber Arthas empfindet. Er begleitete Arthas in alle Hergottsländer, und diente ihm auch noch bis in den Tod. Selbst sein zweiter Tod hatte seine Begeisterung nicht bremsen können, Arthas in alle Teile der Welt zu verfolgen. Umso mehr berührte es mich, als sich Falric sich schützend vor mich gestellt hatte, um an seiner Stelle den Angriff des wahnsinnigen Furbolgs abzufangen. Ich hatte aber nie erfahren, ob er es deshalb tat, weil er auch für mich eine bestimmte Treue beziehungsweise Freundschaft empfindet, oder ob er es tat, um Arthas möglichen Kummer durch meinen Tod zu ersparen. Es verwundert mich insgeheim, dass Falric nach seiner Wiederbelebung eine so lange Zeit brauchte sich zu erholen. Entweder Untote brauchen auch einige Zeit, sich zu regenerieren, oder die Macht von Frostgram muss sich erst wieder in seinem Körper festsetzen. Dies ändert nichts daran, dass er sich noch immer, selbst nach drei Tagen noch überraschend schwach fühlte und er sich schwer tat, sich alleine auf den Beinen zu halten. Während Marvyn auf Verbrecherjagd, und Arthas anderweitig mit Gorn beschäftigt war, verbrachte ich viel Zeit bei Falric und leistete ihm bei seiner Genesung Gesellschaft. Er redete nach wie vor nicht viel, doch man sah in seinen Augen, dass er meine Gegenwart sehr schätzte. Die vergangenen Tage nutzten wir unter anderen dazu aus, unsere Lebensgeschichte zu erzählen.

Dies ist die Geschichte vom Falric, dem Helden mit Schwert und Schild, der jederzeit für seine Freunde sein Leben geben würde.

Falric war wie ich in der Umgebung von Brill in einer bäuerlichen Umgebung aufgewachsen. Umso sehr verwundert es mich, dass ich ihn nie gekannt, geschweige denn irgendetwas von ihm gehört habe. Sein Vater war regelrecht versessen darauf, Falric zu einem Bauern wie ihn zu erziehen. Wie sich bald heraus stellte, hatte dieser jedoch einfach nicht den Biss, jeden Tag bei Hahnenschrei bereits aus dem Bett zu hüpfen und erst mal Kühe zu melken und sich dann hinter den Backofen zu stellen und Semmeln für die hauseigene Bäckerei zu kreieren. Entweder er hatte keinen Bock, war zu müde oder zu faul. Aber im Nichtstun, da war er ein großer Meister. Den ganzen Tag lang nutze er dazu aus, mit irgendwelchen dubiosen „Freunden“ abzuhängen, um entweder dem Nachbarn den Apfelbaum leer zu pflücken oder mit seinem Fußball wieder mal ein Fenster einzuschießen. Mit ihm war es nie leicht, denn für seine Eltern hagelte es regelmäßig Beschwerden. Das war nur eine Seite von ihm. Sollte wider erwarten seine andere Seite überwiegen, war er überraschend wissbegierig und verschanzte sich für Tage in seinem Zimmer um Bücher über jegliche wissenschaftliche Themen zu studieren. Für Schnulzen oder Romane hatte er übrigens überhaupt nichts übrig. Falric war in seiner Kindheit sehr anfällig für Kehlkopfentzündungen. Wie sich Jahre später heraus stellte, wurde dies durch eine Heuallergie ausgelöst. Doch jetzt ist es schon zu spät um sich darüber Gedanken zu machen. Seine melodische Stimme, mit der er öfters die Preise des Lordaeroner Jugendchores gewonnen hatte, war dahin. Zurück blieb ein heiseres krächzen, mit der es unmöglich wurde, weiterhin die Solistenstelle auszuführen. Dieses Erlebnis traumatisierte ihn so sehr, dass er sich seit diesem Tage an nur mehr sehr selten zu Wort meldet. Dann kam die Zeit, in der er in den Militärdienst eintrat, um seine Pflichtjahre abzuhocken. Hier wiederholte sich das Spiel von neuem. Er trieb seine Vorgesetzten beinahe in den Wahnsinn, da er für sämtliche Aufgaben einfach zu faul war. Strafen störten ihn nicht, die hockte er ohne das Gesicht zu verziehen einfach ab. Man schob ihn von einem Bataillon zum nächsten, bis man eines Tages tatsächlich die passende Stellung für ihn gefunden hatte. Es war in der Tat in mehrfacher Hinsicht eine Stellung… Er wurde zu einer Stadtwache, die den ganzen lieben Tag nichts besseres zu tun hatte, als still in der Ecke zu stehen und das zu tun, was er am besten konnte – nämlich NICHTS! Er erfüllte seinen stummen Dienst gewissenhaft, ohne Emotionen, ohne irgendwann durch die Langeweile wahnsinnig zu werden. Schon bald hatte er sich den Ruf der standhaftesten Wache von ganz Lordaeron erarbeitet. Doppeldienste verrichtete er so nebenbei. Durch in der Ecke stehen und stumm die Landschaft zu beobachten. Dieser Eigenschaft war es zu verdanken, dass er in der nicht vorhandenen Hierarchie der Türsteher tatsächlich in einen nicht vorhandenen Rang aufsteigen konnte – zur Königswache. Normalerweise benötigte es jahrelanger harter Ausbildung, um den elitären Königswachen das beizubringen, was Falric bereits in seiner Kindheit allen anderen voraus war – stumm in einer Ecke zu stehen und den Tag an sich vorbeiziehen zu lassen. Er hatte all diese Voraussetzungen, um diese Ausbildung einfach zu überspringen – wie bereits gesagt, ein wahrer Musterknabe.

Es war ein regnerischer Augusttag, an dem sich das Leben von Grund auf verändern sollte. An diesem Tag schüttete wie aus Kübeln. Das Metallgeschirr schützte nicht vor der Kälte. Und der nicht vorhandene Nackenschutz verhinderte es nicht, dass ihm das ganze Wasser von seinem Spitzhelm abprallte und in seinem Genick verschwand, um anschließend seinem Rücken runter zu fließen. An diesem Tag ging ihm das erste Mal ein Gedanke durch den Kopf, der ausschlaggebend für seine baldige berufliche Veränderung werden sollte: „WAS FÜR EIN BESCHISSENER JOB!“

Das zweite ausschlaggebende, was an diesem Tag passiert war, war eine unverhoffte Begegnung mit niemand geringerem als Arthas persönlich! Er war sehr überrascht, als dieser ihn hinter seinem Rücken ansprach.


Arthas: „Ein regnerischer Tag, nicht wahr?“

Er drehte sich um, nur um einen Blick auf den Prinzen zu erhaschen. Auf seinem Rücken trug er seinen geheiligten Hammer – genannt Lichträcher. An seiner Lende baumelte an einer goldenen Kette ein quietschgrünes Gebetsbuch mit feuerroter Umrandung und knallgelbem Kreuz in der Mitte. In seiner Hand hatte er eine dampfende Donald-Tasse, die er ihm entgegenstreckte.

Arthas: „Hier hast du eine Tasse heißem Kinderpunsch. Den hab ich selbst gemacht.“

Falric: „Ich weiß gar nicht, wie ich euch für eine solch noble Tat nur danken soll, mein Prinz.“

Arthas: „Trink einfach.“

Mit diesen Worten machte Arthas kehrt und verschwand im stürmenden Schritte mit schallendem Gekicher im Inneren des Palastgewölbes.

Das selbe wiederholte sich am darauf folgenden Tage.

Arthas: „Hier hast du eine Tasse heißem Kinderpunsch. Den hab ich selbst gemacht.“

Falric: „Ich weiß gar nicht, wie ich euch für eine solch noble Tat nur danken soll, mein Prinz.“

Arthas: „Trink einfach.“

Wieder verschwand er mit erschreckendem ohrenbetäubenden Gekicher im Palast.

Dieses Schauspiel wiederholte sich ab jetzt jeden Tag. Eines Tages stellte ihn Falric deswegen zur Rede. Es stellte sich heraus, dass Arthas zu dieser Zeit an Muskelzuckungen und unkontrolliertem Gekicher litt, die jedes Mal eintraten, wenn Arthas es wagte zu lächeln, wenn er jemand anderem einen Gefallen gemacht hatte. Deshalb verschwand Arthas immer so schnell im Palast, um zu verhindern, dass er sich deswegen zum Narren machte (Sehr seltsam, nicht war?). Falric, der schon seit dem Verlust seiner Stimme nur mehr herzlich wenig lachte (weil er sich wegen seiner Stimme schämte), nahm Arthas daraufhin in Therapie, um ihn zu lehren, wie man sein Lachen und Lächeln unter Kontrolle halten konnte, um in jeder noch so lustigen Situation eine emotionslose Gestik annehmen zu können. Seit diesem Tag an lacht Arthas mit seinen Mundwinkeln nach unten. Aber seine Kicheranfälle sind seit diesem Tag an verschwunden. Arthas was ihm deswegen so dankbar, sodass er Falric, ebenso wie mich damals, in den engsten Freundeskreis aufnahm. Als Falric ihm eines Tages beichtete, dass er mit seiner aktuellen Stellung todunglücklich ist, beförderte Arthas Falric mit sofortiger Wirkung zu einem Captain, einem Heereskommandanten. Zu der Zeit, als die Horde Lordaeron belagerte, wurde Falric zum obersten Infanteriebefehlshaber ernannt. Von niemand anderem als Arthas persönlich. Durch seine unvergleichbare Heeresführung während der Verteidigung sollte Falric unter folgendem Namen zu einer Legende werden – Der Captain.

Die nächsten Jahre kämpfte Falric in allen größeren Konflikten mit, wie zum Beispiel an dem Tag, an dem Arthas Kel’Thuzad, den Typen, der mir beim Skat-Turnier den Pokal weggeschnappt hat, aus Brill gejagt hatte. Durch Falrics unvergleichliche Heeresführung konnte man Kel kurz nach seiner Flucht auf einer kleinen Waldlichtung stellen.

Schon bald darauf ging es mit Arthas auf nach Nordend um ein ganz ein böses Individuum zu jagen. Begleitet wurde Falric von den Offizieren Marvyn und Luc Valonforth. Falric schloss mit Marvyn schnell Freundschaft. Wie sich herausstellte, war diesem Luc Valonforth ebenso ein Dorn im Auge wie ihm. Hier möchte ich Falric kurz zitieren:

Falric: „Diese hochnäsige Gangart, seine Art sich zu bewegen, sein ganzes Äußeres. Wenn ich an dieses falsch grinsende Gesicht denke, bekomm ich immer noch einen Hals.“ Er ballte seine Hände zu Fäusten.

Ich: „Warum? Was hat er denn so furchtbares getan, dass ihr ihm so feindlich gesinnt wart?“

Falric: „Frag besser nicht… er hielt sich immer für was besseres. Er dachte, er hätte Anrecht darauf, bei jedem Mittagessen gegenüber von Arthas zu sitzen, während Marvyn und ich wie kleine Außenseiter an dem linken und rechten Ende des Tisches sitzen durften.“

Ich: „Das war alles?“
Falric: „Schön wäre es, aber es kommt noch schlimmer. Er war immer der erste in der Kantine, und verlangte immer eine dreifache Portion. Marvyn und mir blieb am Ende immer nur ekliges Erbsenpüree, da wir wegen diversen anderen Verpflichtungen fast immer als letzter in der Schlange standen. Wenn er uns dann immer mit dem Schüsselchen Erbsenpüree gesehen hatte, gab er so dämliche Kommentare wie <<Kopf hoch, davon werdet ihr groß und stark>>, oder: <<na, wieder nichts erwischt>>, von sich, während er selbst an einer wohlgedeckten Tafel saß, und das Essen nur so in sich hineinstopfte. Außerdem grinste er dabei immer so schadensfroh, sodass ich eines Tages wortlos aufgestanden bin und ihm seine Visage ins Essen getunkt hab. Danach musste ich zwar eine Stunde in der Eselsecke sitzen, aber das war es mir wert!“

Da Luc von Marv und Fal von diesem Tag an so schlimm geekelt wurde, ist es nur verständlich, dass Luc sofort die Chance ergreifen wollte, nach Lordaeron zurückzukehren, als Uther Arthas aus Nordend zurückbeordern wollte. Arthas, der Luc ebenso wenig mochte, versenkte daraufhin sämtliche Schiffe, um diesen zusätzlich zu ärgern. So nah vor der Rettung dieser Tyrannen musste Luc weiterhin in Nordend verweilen. Dazu kam, dass dieser ab nun immer an vorderster Front mitkämpfen musste, während Marvyn und Falric mit Arthas hinter den Frontlinien selbstgemachten Kinderpunsch tranken und über ihn Witze machten. Nur verständlich, dass Luc aufgrund diesem Mobbing vor Zorn regelrecht kochte. Aber er ist selbst schuld an seinem Malheur.

Tja… dann kam der Tag, an denen Mal’Ganis gestellt wurde. Falric übernahm die Verteidigung des Stützpunktes, während Arthas auf der Suche nach Frostgram war.

Schlussendlich wurde Mal’Ganis gestellt und hingerichtet.

Folgendes berühmtes Zitat soll von Falric stammen:

Falric: „Prinz Arthas? Wo ist Muradin? Wir halten nicht mehr lange durch.“

Arthas: „Tot.“

Später sollte Arthas sein ganzes Heer hinrichten, und als Untote wiederbeleben. Darunter auch Falric und Marvyn. Das nächste war die Ankunft in Lordaeron und der Besuch in meinem Café. Aber ab hier kennt ihr ja die Geschichte.

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