Die Abenteuer des Kevin Braun

Kapitel 3 – Im Zeichen des Kaffees

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Nach diesem Verlust verweilte ich einige Zeit in Eisenschmiede. Einerseits weil ich versuchte, mich mit dem vermeintlichen Tod von Millhaus auseinanderzusetzen, andererseits auch, um Nachforschungen über die Kaffeebohnen zu machen, die ich auf meinen Trip in eine weit, weit entfernte Galaxie aufgelesen hatte. Denn mit dem guten halben Kilo, das ich bekommen hab, bin ich weit von meinem Wunsch entfernt, das Geschäft meines Lebens zu machen. Leider waren meine Anstrengungen umsonst. Ich fand keinerlei Ansatz, wie ich meine Forschungen fortsetzen sollte.

Eines Tages war ich wieder in der Zentralbibliothek von Eisenschmiede, um zum X-ten Mal sämtliche Buchbände zu wälzen, in der Hoffnung, irgendwas über diese sonderbaren Bohnen rauszufinden. Ich wälzte gerade ein Buch mit dem vielsagenden Titel „Gaumenfreuden die nicht von dieser Welt zu stammen scheinen“, als hinter mir jemand zum wiederholten Male zu fluchen und zu zetern anfing. Langsam raubte mir der Typ auch die Nerven, ging das Theater schon den ganzen Vormittag. Mein Blick in die Richtung der Person offenbarte einen sehr gut gebauten Zwerg, der nur mit einer braunen Lederhose und Hut ausgestattet war. Ein Blick auf seinen Oberkörper offenbarte ein noch nie dagewesenes Sixpack, das jeden Fitnesstrainer vor Neid erblassen lassen würde. Seine Arme waren muskulöser als die von Arnold Schwarzenegger. In seinem Gesicht befand sich ein brauner buschiger Bart, der bis zu seinem Bauchnabel hing. Neben ihm am Tisch lehnte eine Spitzhacke, die groß genug war, um das Gefühl zu vermitteln, dass dieser Zwerg die Tiefenbahn im Alleingang gegraben hat.

In diesem Augenblick schlug der Zwerg sein Buch zu und ließ es neben dem Tisch auf den Boden fallen. Ich erhaschte den Blick auf ein verzweifeltes Gesicht, bevor es sich in den Händen vergrub. Irgendwie berührte mich die Person. Zumindest so viel, um aufzustehen und mich auf die gegenüberliegende Seite seines Tisches zu setzen. Ich schnappte meine Thermokanne und stellte sie mit einem lauten Knall neben ihm. Der Zwerg blickte auf, um anschließend mit den Augen an der Kanne kleben zu bleiben. Er wendete verwundert den Blick zu mir um und ich nickte ihm zu. Vorher noch unsicher nahm er die Kanne in die Hand, um einen starken Schluck davon zu nehmen. Auf einmal schien die ganze Verzweiflung aus seinem Gesicht gewichen zu sein.

Zwerg: „Ich weiß zwar nicht was das für ein Zeugs ist, aber es schmeckt vorzüglich. Besser noch. Es ist besser als alles andere was ich bisher in meinem Leben getrunken hab. Darf ich wissen was das ist?“

Ich: „Kaffee.“

Verwirrung machte sich in ihm breit: „Noch nie davon gehört.“

Ich: „Würde mich auch wundern, wenn. Das ist der erste Prototyp eines Getränks, das ich entwickelt habe. Es gibt leider nur ein Problem.“, mein Gesicht wurde traurig „Ich hab nur mehr sehr wenig von der Hauptzutat, und ich habe keine Ahnung wo ich mehr davon bekommen kann.“

Der Zwerg lauschte gespannt meinen Worten.

Zwerg: „Vielleicht kann ich dir helfen. Hast du deine Zutat dabei? Ich bin auf dieser Welt viel herumgekommen und hab schon sehr viel gesehen. Ich bin mir sicher, dass ich dir den richtigen Weg weisen kann.“

Mein Gefühl sagte mir, ihn zu vertrauen. Ich griff in meine Gesäßtasche und zog einen braunen Lederbeutel hervor. Den Inhalt schüttete ich vor dem Zwerg auf den Tisch. Interessiert nahm dieser eine Bohne in die Hand, um sie von allen Seiten zu betrachten. Zu meiner Überraschung zog er eine Art Mini-Mikroskop hervor, das er sich wie ein Monokel ins Auge quetschte, um anschließend die Bohne erneut, aber viel gründlicher zu betrachten. Das einzige was er in den nächsten zehn Minuten von sich gab, waren unregelmäßige „mhm‘s“, „aha‘s“ und „oh ja’s.“ Plötzlich gab er einen jubelnden Aufschrei von sich. Nachdem er sein Vergrößerungsglas auf den Tisch gestellt hat, blickte er mir tief in die Augen.

Zwerg: „Meinen Glückwunsch, du hast einem alten Zwerg einen neuen Lebensinhalt gegeben. Seit Monaten bin ich auf der Suche nach einem neuen Abenteuer, wurde aber nie fündig. Seit Wochen sitze ich hier regelmäßig in der Bibliothek, aber ich habe keinerlei Mysterien entdeckt, die es wert sind, erforscht zu werden.“

Er machte mir die Aufforderung, die Kaffeebohne ebenfalls mit dem Vergrößerungsglas anzuschauen. Er drehte sie in der Hand und deutete auf eine bestimmte Stelle. Als ich den entsprechende Ausschnitt vergrößerte, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Auf der Bohne stand geschrieben „Made in Pantheon!“

Zwerg: „Das Pantheon ist der Sitz der Titanen. Bisher hielt man es für eine Legende. Diese Bohne beweist, dass sie wahr ist. Und dieser Spur werde ich nachgehen. Aber dafür brauche ich deine Hilfe. Erzähle mir woher du diese Bohnen hast.“

Ich erzählte ihm alles von meiner Reise. Ich hatte schon Angst, dass er mich für verrückt hält. Aber er saß nur da und hörte interessiert zu. Zu hören, dass die Bohnen von einem Planeten namens „Char“ zu stammen scheinen, ließ seine Augen weiten. Die Titanen haben anscheinend tatsächlich nicht nur Azeroth erschaffen. Als ich ihm von einem lebendigen Quiraj erzählte begann er zu zittern.

Zwerg: „Und du bist dir sicher, dass das ein Quiraj war?“

Ich: „Ich bin mir ziemlich sicher. Zumindest bezeichnete sie der Gnom so, der bei mir war. Und er erwähnte in seinem Zusammenhang Ahn’Quiraj.“

Zwerg: „Uhhh, das ist nicht gut, gar nicht gut. Ich glaube ich werde dieser sagenumwobenen Stadt in Silithus mal einen Besuch abstatten. Und anschließend werde ich sehen, was ich über die Titanen herausfinden kann. Was dein Kaffeeproblem betrifft… da kann ich dir in der Tat weiterhelfen. Geh zu Apotheker Putress in Sturmwind… benutz die Tiefenbahn um dorthin zu gelangen… und sag ihm dass ich dich geschickt hab. Er ist ein alter Schulfreund von mir. Er schuldet mir noch was. Er ist ein hervorragender Chemiker und kann dir bestimmt weiterhelfen. Diese Bohnen sind definitiv pflanzlicher Natur. Du kannst sie also selbst anbauen und aufziehen. Und der Apotheker kann dir herausfinden WIE du das machst.“

Er rieb sich voller Vorfreude die Hände.

Zwerg: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach Zul’Gurub und Azjol Nerub noch weitere Abenteuer bestreiten werde.“

Ich schluckte. „Bist du etwa…?“

Er grinste: „Ja, ich bin Brann Bronzebart.“

Ich folgte seinem Rat. Ich fuhr nach Sturmwind und hielt dem besagten Apotheker die Bohnen unter die Nase. Er half mir mit überraschenden Eifer, wollte aber als Gegenleistung für seine Hilfe die hälfte der Bohnen. Ein Preis, dem ich wehmütig zustimmen musste. Dafür weiß ich jetzt, wie die Aufzucht einer Kaffeeplantage funktioniert. Und das war mir der Preis für die Information mehr als wert. Doch wofür Putress die Bohnen brauchte, verschwieg er mir. Doch er versicherte mir, dass er für die Bohnen eine andere Verwendung haben wird als ich. Ich müsste ihn nicht als Konkurrent fürchten.

Gerüchten zufolge soll Putress vier Jahre später in Unterstadt eifrig an einer neuen Seuche geforscht haben, ihm aber sein Durchbruch erst gelungen sein, als ihm unbeabsichtigt eine Kaffeebohne in den Kessel fiel.

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