Die Abenteuer des Kevin Braun

Kapitel 13 – Hänsel

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Während meiner Zeit in der Holzschlundfeste, hatte ich endlich wieder Zeit, einen regen Briefverkehr zwischen Hänsel und mir zu führen, um so Neuigkeiten von meiner alten Heimat zu erfahren.

—BRIEF AN HÄNSEL—

Hallo lieber Hänsel,

Ich hoffe es geht dir gut. Ich weiß, ich habe mich lange nicht mehr bei dir gemeldet. Aber das liegt einfach daran, dass ich im Moment einfach ganz viel um die Ohren habe. Ich weiß, es war nicht die feine Art, mit Arthas einfach so Richtung Kalimdor abzudampfen, aber Arthie hat darauf bestanden jetzt sofort in den Westen zu segeln.

Wie du weißt, ist das Postsystem hier auf Kalimdor noch nicht ganz das wahre. Außer ein paar Orks, die ein lustiges Fähnchenspiel mit den Nachtelfen spielen, gibt es hier leider kaum was. Das Postsystem der Dämonen soll angeblich hingegen sehr fortschrittlich sein, aber ich bin gegenüber neuartiger Technologie ohnehin sehr misstrauisch. Der Gedanke, die Briefe durch einen Dimensionsriss über den Wirbelnden Nether nach Lordaeron zu schicken gefällt mir nicht besonders. Außerdem gibt es bei den Dämonen noch immer die Zensur. Da musst du aufpassen was du schreibst, sonst kann es sein, dass dir die halbe brennende Legion einen Besuch abstattet. Mir hingegen ist das Briefgeheimnis sehr wichtig.

Ich habe ein paar fleißige Goblins getroffen, die eines Tages mit einem Zeppelin über uns abgestürzt sind. Die haben irgendeinen Orkhäuptling über das Steinkrallengebirge geflogen. Leider wussten die Goblins nicht, wie man so einen Zeppelin wieder landet. Sie sind deshalb sehr weit nach Norden abgedriftet, bevor sie in eine Windböhe gerieten und praktisch vor meinen Füßen abstürzten. Man stelle sich das vor. Man geht in aller Seelenruhe in den Teufelswald Schwammerl pflücken, und plötzlich stürzt so ein riesiges Ding ab. Zum Glück wurde keiner verletzt und auch das Luftschiff hatte kaum Beschädigungen. Nur der Kriegshäuptling der Orks war über den Unfall nicht sehr erfreut. Er packte den Steuermann und war kurz davor, ihm das Blut Mannoroths schmecken zu lassen.

Ich konnte dieses Malheur abwenden, indem ich dazwischen ging und versuchte in dieser Angelegenheit zu vermitteln. Erst wollte der Kriegshäuptling, der hieß Pfrall oder so, nicht darauf eingehen, aber als er dann hörte, dass ich eine leckere Schwammerlsuppe für sie koche, wenn sie sich jetzt artig verhalten, stimmte er zu. Ich musste bald einsehen, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich wusste nicht, wie schwer es ist, eine ganze Horde voll verfressener Orks abzufüttern. Am Schluss hab ich, glaub ich einen fünfzig Liter Bottich für sie gekocht. Die Goblins waren mir für ihre Rettung so dankbar, dass sie mir versprachen, alles für mich zu tun. Wer konnte dazu schon nein sagen? Ab jetzt fliegen sie für mich zwischen Durotar und Brill hin und her, nur um euch meine Briefe zu bringen. Die sind sehr nett. Und sehr lukrativ für sie. Es gibt immer mehr Leute, die für einen Abstecher nach Durotar wollen. Für die Überfahrt verlangen sie natürlich einen entsprechenden Obulus.

Falric geht es übrigens im Moment sehr schlecht. Der war in eine ganz schlimme Rauferei verwickelt und jetzt hat ihn der Doktor Bettruhe verschrieben. Aber es geht ihm dank meiner Fürsorge schon wieder viel besser.

Oh es wird schon spät. Es wird Zeit ins Bett zu gehen. Ich hoffe es geht euch gut, und ich freue mich, von euch zu hören.

Ganz liebe Grüße,

Kevin

—BRIEF AN KEVIN—

Hallo Kevin =)

Vielen Dank für deinen lieben Brief und das du an uns gedacht hast. Uns geht es hier sehr gut. Aber in Zukunft warne mich bitte vor. Ich war nicht sehr erfreut darüber, als der Zeppelin in deinem Kaffeebohnenfeld gelandet ist. Voller Wut hab ich den Steuermann ordentlich vermöbelt, bevor er mir den Brief geben konnte.

Das Leben hier am Lande ist nach wie vor sehr ruhig. Wir sind noch immer die einzigen hier, die bei vollem Verstand sind. Dementsprechend friedlich ist es hier auf deinem Hof. Nur leider hatten wir vor kurzem eine Kloverstopfung und da musste ich einen Klempner kommen lassen. Er war sehr kompetent, aber auch etwas seltsam. Der hat immer so ein komisches Lied gesummt, davon hab ich bis heute noch einen Ohrwurm.

Dum di dum, da da da dum dum, da da da da di di da da da dum dum…

Selbstverliebt war er auch. Der hatte tatsächlich eine knallrote Mütze auf, auf der unübersehbar seine Initialen prangten. Das war so ein großes rotes „M“. Eindeutig nur aus dem Grund, um mit seiner auch so großen Fachkompetenz zu glänzen! Als Bezahlung verlangte er Pilze! Der ist noch seltsamer als du. Dennoch musste ich ihn dann trotz seines Könnens hochkant rauswerfen. Nämlich dann, als er darauf bestand, unser Haus über ein Abflussrohr zu verlassen. Naja… was will man machen. Wenigstens hat er das Klo repariert. 😡

Dem Steuermann geht es übrigens wieder gut. Eine Tasse von Liddia‘s Kaffee hatte regelrecht wieder seine Lebensgeister geweckt. Nur konnte er dann tagelang nicht schlafen. Seine Hände zitterten auch so stark, dass es für ihn ein paar Tage lang nicht möglich war, das Steuerrad ruhig zu halten. Ich habe Liddia schon mehrmals gesagt, dass es keine gute Idee ist, aus deinem Kaffee eine Art Energy-Shot zu machen. Aber sie ließ sich nicht beirren. Als ich sah, wie sehr sie das enthaltene Koffein konzentrierte wurde mir ganz anders…

Das geht alles auf deine Kappe, Kevin. Hättest du nicht zugelassen, dass sie mit neuen Kaffeesorten herumexperimentiert, wäre es nie so weit gekommen. Jetzt verschwindet sich regelmäßig im Keller um unter diabolischen Gelächter neue Geschmacksrichtungen zu entwickeln!

Ich weiß, das war ein sehr kurzer Brief, aber bei uns passiert echt nichts. Wirklich! Vielleicht kann ich das nächste Mal mehr berichten.

Liebe Grüße

Hänsel und Liddia

—BRIEF AN HÄNSEL—

Hallo Hänsel, Hallo Liddia,

ich habe euren Brief erhalten. Es freut mich, dass ihr meinen Brief bekommen habt. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Goblins wirklich den Brief bei euch abliefern. Jetzt weiß ich, dass man zumindest dieser Mannschaft vertrauen kann. Goblins und vertrauen? Das ist schon ein Widerspruch in sich… *looool*

Liddia experimentiert mit Kaffee? Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine derartige Begeisterung in ihr entfachen konnte. Hatte sie bereits Erfolge zu verzeichnen? Bitte sendet mir doch mit der nächsten Post eine Kostprobe des Energy-Shots zu. Das klingt interessant. Ich glaube, man könnte mit dem Zeugs Dämonen zum platzen bringen. Sieht sicher lustig aus. Ich versuche übrigens gerade eine Kaffeepflanze zu züchten, die ohne Sonnenlicht wachsen. Bisher jedoch mit nur mäßigem Erfolg 😦

Athie hat übrigens auch eine interessante Beschäftigung gefunden. Er hatte die letzte Zeit ziemliche Schwierigkeiten mit seinem Gemüt. Er wird die letzte Zeit sehr schnell aggressiv und streitlustig. Anfangs wollte er zwar nicht, aber schlussendlich hatte er meinen Vorschlag angenommen, eine Therapie zu machen. Er hat am Ende sogar einen persönlichen Therapeuten bekommen. Er heißt Gorn Einauge, und er nimmt sich seinem Patienten voll und ganz an. Dafür ist er nicht ganz billig. Eine Sitzungsstunde kostet ein Glas Honig. Aber das ist mir Arthas wert. Auch wenn das heißt, dass ich regelmäßig ausrücken muss, um den Totenwaldfellen den Honig zu mopsen. Bisher haben sie nichts bemerkt. Ich hoffe das bleibt so. Die Therapiestunden umfassen meist einen Block von vier bis fünf Stunden, und beinhaltet Stretching, Yoga, mit anschließender Gesprächsstunde, bei der Arthie Gorn sein Herz ausschütten kann. Für den Stretching-Anzug musste ich übrigens extra blechen. Der besteht aus einer lavendelblauen langen Jogginghose, ein ärmelloses Leibchen, sowie ein etwa drei Zentimeter breites Stirnband. Auf ein Pulsmessgerät hat Arthie verzichtet. Sein Blutdruck bleibt selbst bei größter Anstrengung so niedrig, dass das Gerät nicht mal anschlägt…

Seine langen Haare musste er sich übrigens hinten zu einem Pferdekopf zusammenbinden. Ich war so nett und hab ihm mein flauschiges Haarband geborgt. Du weißt schon, das pinke mit dem süßen Gummischmetterling drauf. Ich hoffe ich bekomme es wieder.

An jedem Sonntag gibt es in der Holzschlundfeste übrigens einen Wochenmarkt. Da stellen sehr viele Furbolgs ihre Stände auf, um ihre meist selbst erzeugten Waren zu verkaufen. Du glaubst ja nicht, wie viel Auswahl es bei den Furbolgs gibt. Angefangen von Hemden, Stiefeln, Handschuhen, Krawatten, einfach alles! Meilosh bietet sogar Adidas T-Shits an. Ich wusste gar nicht, dass diese Firma ihre gierigen Griffel sogar in die entlegensten Orten von Azeroth ausstreckt. Ich hab dir diesem Brief eine Kleinigkeit beigepackt. Ich hoffe es gefällt dir. Übersetzt heißt das Ding so viel wie „Stab von Fell und Klauen“. Da staunst du was? Ich hab inzwischen einige Silben Ursisch gelernt. Die haben hier echt praktische Langenscheidt-Wörterbücher. Du weißt schon, die dicken gelben mit dem großen „L“ in der Mitte. Zurück zum Stab… da war leider keine Bedienungsanleitung dabei. Du musst ihn mal kräftig schütteln, dann passiert was tolles.

Hiermit sag ich für heute mal tschüss mit dem typischen Furbolg-Abschiedsgruß:

Mrwlwlwl Rgwlalala

Kevin

—BRIEF AN KEVIN—

Hallo Kevin =)

…du hast mir nicht gesagt, dass mich der Stab in einen Furbolg verwandelt. Als Liddia mich so gesehen hat, dachte sie, ich wäre ein wildes Tier. Sie ist dann mit einer Bratpfanne auf mich losgegangen. Das bekommst du zurück! -.-

Ich sag‘s dir, bei uns ist im Moment die Hölle los! Stell dir vor. Bei uns gibt es momentan eine immense Einwanderungswelle an Zombies! Ich weiß gar nicht, wie man die alle in Brill unterbringen möchte. Ich bin ja nicht fremdenfeindlich oder so, aber es werden mir langsam zu viele! Bei dem ganzen Gemurmel, schlurfen und schmatzen kann man gar nicht mehr richtig schlafen. Das geht die ganze Nacht so. Als ich dann am nächsten Morgen mit Schrecken feststellen musste, dass die in der Nacht das ganze Kaffeefeld zertrampelt haben, ist mir der Kragen geplatzt. Die erste Zeit hab ich mit der Mistschaufel auf sie Jagd gemacht, was aber auf Dauer nicht sehr effektiv ist. Liddia ist zum Glück ein kleines Missgeschick bei ihren Experimenten passiert. Die Kaffeebohnen haben ein erschreckendes Eigenleben entwickelt. Leider versuchten die am Anfang immer das Weite zu suchen. Doch es dauerte nicht lange bis wir sie handzahm gemacht hatten. Die lassen sich jetzt sogar streicheln. Die schnurren dabei immer so süß und kuscheln sich dann an einem ran. Doch sie können auch echte Kratzbürsten sein, wenn man sie ärgert. Diese Tatsache nutze ich aus. Ich schnappte sie kurzerhand und pflanzte sie bei uns ins Feld. Doch mit so einem Spezialeffekt hätte ich auch nicht gerechnet. Als der erste Zombie auf eine der Pflanzen trat, ist sie regelrecht ausgerastet. Sie hat das Maul aufgerissen und ihn hasserfüllt angefaucht. Als dann der zweite auf sie drauf trat, war es mit ihr endgültig vorbei. Sie machte einen Buckel und schlug mit den Ranken um sich. Dann umwickelte sie einen der Zombies und schluckte ihn als ein ganzes runter. Begeistert von diesem überragenden Erfolg, stachelte ich Liddia an, weitere solcher Kaffeepflanzen zu züchten. Am Anfang war sie nicht sehr begeistert darüber, ihre Lieblinge der Kälte auszusetzen, doch als sie sah, was für einen Spaß die Pflanzen mit den Zombies hatte, war sie Feuer und Flamme. Von diesem Tag an stellt sie wie am Fließband neue Kreationen her. Von manchen dieser Pflanzen wird selbst mir anders. Eine schießt sogar mit Buttergemüse! Frag nicht wie das funktionieren soll!

Eines Tages klopfte es an der Tür. Vor der Tür standen drei hochgewachsene Herren, die mir mitteilten, dass sie die neuen Besitzer von Lordaeron seien. Sie meinten, wir müssten wegen öffentlicher Ruhestörung das Haus räumen. Das systematische entledigen ihrer Zombies wäre nicht in ihrem Sinne. Die drei haben sich mit den Namen Balnazzar, Detheroc und Varimathras vorgestellt.

Als wir uns weigerten, das Haus zu verlassen, drohten sie uns mit Konsequenzen. Naja. Seit diesem Tag an kommen die Zombies immer in Wellen daher um unser Haus zu stürmen. Doch wir waren auch nicht untätig und haben weiterhin Pflanzen entworfen. Jetzt haben wir sogar eine entwickelt, die sogar einem immensen Zombieansturm standhält. Die hat eine ganz besonders harte Schale. Wir haben sie Wall-Nuss getauft.

Tut mir leid, dass wir im Moment nicht die Möglichkeit haben, dein Feld zu bewirtschaften. Sorge dich nicht um uns, wir kommen hier klar. Es macht sogar Spaß. Ich könnte stundenlang dabei zusehen wie unsere Lieblinge im Vorgarten die Zombies durch die Gegend wirbeln ^.^

Aber mach dir keine Sorge, wir haben etwas weitergeforscht und haben jetzt sich selbst vermehrende Kaffeebohnen. Das heißt du musst sie nicht einmal mehr anpflanzen. Die werden ganz von alleine mehr.

Im Briefumschlag findest du übrigens eine Kostprobe des Energie-Shots. Vor dem Gebrauch bitte schütteln.

Liebe Grüße

Hänsel

—BRIEF AN HÄNSEL—

Huhu Hänsel,

Mann, war der Energy-Shot lecker. Davon musst du unbedingt noch mehr herstellen. Du hattest recht. Mit diesem Getränk intus kann man drei Nächte lang durchtanzen. Du musst mir unbedingt das Rezept dafür geben.

Es freut mich sehr, zu hören, dass ihr jetzt Nachbarn zum spielen gefunden habt. Ich hoffe ich darf dabei einmal zuschauen.

Arthie war jedoch nicht sehr glücklich, als er erfahren musste, dass jetzt beinhart ein paar Leutchen in SEIN Schloss eingezogen sind. Er hat schon angedeutet, dass er bei seiner Rückkehr mal ein ernstes Wort mit ihnen redet…

Momentan verläuft das Leben hier in der Feste sehr ruhig. Schon fast ein wenig langweilig. Die Sache mit den nachtaktiven Kaffeepflanzen hab ich inzwischen aufgegeben, nachdem du sich selbst reproduzierende Bohnen erfunden hast! Ich muss sagen: ich bin haushoch begeistert!

Morgen muss ich Gorn und Arthas übrigens nach Azshara begleiten. Arthie soll sich von den dort lebenden Wasserelementaren läutern lassen. Nach meiner Rückkehr werde ich dir dann von meinen Abenteuer berichten.

Liebe Grüße

Kevin

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