Die Abenteuer des Kevin Braun

Kapitel 19 – Die Spaltung von Shattrath

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Wie von meiner übereifrigen Krankenschwester „empfohlen“, hütete ich noch zwei Tage das Bett. Dann durfte ich endlich die Verfolgung von Voren’thal aufnehmen. Aresella brachte mich zu ihrer Schwester, die nach energischem Kopfschütteln sich endlich dazu bereit erklärt hatte, mir zu helfen. Mit einem bösen Blick hielt sie mir die Zügel von einem Windreiter hin, der aussieht als hätte er die Räude. Sein linkes Ohr war zum Teil abgebissen, und durch seine Kehle drang ein bösartiges Knurren. Wenn ich mir seine Fangzähne ansehe, könnte man meinen, es wäre ein geflügelter Säbelzahntiger. Schließlich war es nicht ich, der sich auf das Ding setzte, sondern ich wurde gesetzt. Toben und zetern brachte nichts. Als Innalia dem Biest schließlich einen klapps auf das Hinterteil gab, hob er sich in die Lüfte. Der Ritt erinnert einem Ritt auf einem Dromedar. Genauso schauklig. Und stinken tut der Windreiter fünf Kilometer gegen den Wind. Absteigen war nicht möglich. Nicht wenn man hunderte Meter über den Boden fliegt. Ich bekam schon Panik, dass mir die Luft da oben zu dünn wird. So starb ich innerlich fast tausend Tode, bevor mein Flugtier mit einem schwerfälligen plumps in Shattrath aufsetzte. Kaum war ich abgestanden, fauchte mich der Windreiter noch einmal an und war dann wieder am Himmel verschwunden. Nachdem ich mich etwas gefasst hatte, entschloss ich mich, mich erst mal in dem großen Gebäude im Stadtkern umzusehen. Wie es scheint, war dort gerade eine teuflisch gute Fete im Gange. Zumindest war es dort gerammelt voll. Ich zwängte mich durch die Schar seltsam aussehender Stadtbewohner, bis ich in der geräumigen Halle stand. In der Mitte schwebte ein Naaru. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich an die unfreiwillige UFO-Entführung zurückdachte. Ich bildete mir ein, das Lichtding hatte meine Gedanken gelesen. Zumindest sah es für einen Augenblick einer Sekunde so aus, als würde mich der Naaru, der auf den Namen A’dal hört, schadensfroh angrinsen. Fragt mich nicht, woher ich weiß wie er heißt, ich weiß es einfach.

Am Ende der Halle wurde eine Tür geöffnet, und ein Blutelf trat ein. Begleitet von einem weiblichen Draenei. Wie sich herausstellte, handelt es sich hier um Voren’thal, sowie der Anführerin der Aldor, der Hohepriesterin Ishanah.

Als der Naaru sich dem Blutelf annahm, fiel dieser auf seine Knie.

A’dal: „WAS WILLST DU?“

Voren’thal: Ich habe euch in einer Vision gesehen, Naaru.“

A’dal: „EINE VISION… NETT, NETT. UND WARUM SOLLTE MICH DAS INTERESSIEREN?“

Voren’thal eingeschüchtert: „Die einzige Hoffnung meines Volkes zu überleben liegt in euren Händen.“

A’dal: „WAS GEHT MICH DEIN VOLK AN? IHR KOMMT OHNE EINLADUNG VON EINEM ANDEREN PLANETEN, MACHT NEN KNIEFALL UND MEINT JETZT, ICH HELFE EUCH. WAS HÄTTE ICH DAVON, EUCH EINLASS IN DIE STADT ZU GEWÄHREN?“

Voren’thal: „Zusätzliche Steuereinnahmen.“

A’dal: „ICH HEISSE EUCH HERZLICH UND EUER VOLK WILLKOMMEN, BLUTELF. DIE ALDOR WERDEN EUCH MIT FREUDEN EIN DISTRIKT ABTRETEN, IN DEM IHR EUCH NIEDERLASSEN KÖNNT.“

Ishanah: „Wie bitte!??“

A’dal: „HAST DU EIN PROBLEM, MIT MEINER WEISHEIT… ISHANAH?“

Ishanah kniete sich hin: „Nein, wie immer beuge ich mich euer Weisheit.“

A’dal: „GUT SO. ALSO HUSCH, HUSCH, RÄUMT EIN VIERTEL. HEUTE ABEND SOLL ES FÜR UNSERE GÄSTE BEREIT STEHEN.

Die Draenei verschwand. In ihren Augen brodelte unbändiger Zorn.

Voren’thal: „Vielen Dank für eure Großzügigkeit, oh du Lichterwesen. Ohne euch, wäre mein Volk dem sicheren Untergang geweiht gewesen.“

A’dal: „JAJA, SCHON GUT. UND JETZT VERSCHWINDE!“

Wie versprochen, war die neue Heimat der Blutelfen am selben Abend noch bezugsbereit. Es war erstaunlich, mit was für einer Gastfreundschaft uns die Aldor bei sich aufnahmen. Sie räumten bereitwillig einen ganzen Stadtteil, nur um bei ihnen wohnen zu können. Seit diesem Tag an lebten Aldor und Seher glücklich Seite an Seite aneinander – zumindest schlug man sich nicht gegenseitig die Schädel ein. Man führte separate Eingänge in die Stadt sowohl für die Blutelfen, als auch für die Dranei ein. Die beiden Stadtteile wurden durch einen elektrischen Zaun, verstärkt durch Stacheldraht geschützt.

Als wir uns eingelebt hatten, machte ich mich auf die Suche nach einem günstigen Baugewerbe, dem ich für den Bau der Manaschmieden anwerben kann. Ich, als Mensch und Zuwanderer konnte mich frei zwischen den beiden Vierteln bewegen. Überall hießen sie mich herzlich willkommen. Eigentlich bin ich der erste Nicht-Blutelf und Nicht-Draenei, der sich in Shattrath breit machte.

Auf alle Fälle hab ich schon bald zwei passende Baugewerbe gefunden. Eines auf der Aldor-Seite, eines auf der Seher-Seite. Als sie erfuhren, dass ich auch zu einem Konkurrenten der anderen Seite gehen würde, wenn sie mir ein besseres Angebot machen, begannen sowohl die Aldor, als auch die Seher, sich gegenseitig immer mehr zu unterbieten. Das endete schließlich damit, dass mit die Seher die vier Manaschmieden umsonst bauten. Das konnten sich die Aldor nicht leisten.

Seit diesem Tage an, sind die Aldor und die Seher miteinander verfeindet. Man wagte es zwar nicht, sich innerhalb der Stadt zur Sau zu machen, aber sobald man außerhalb der Stadtmauern miteinander konfrontiert war – da flogen dann die Fetzen.

Der Bau der Manaschmieden ging gut voran. Schon bald wurden vier passende Grundstücke ausgemacht. Alle mit einem riesigen unterirdischen See. Im geheimen leerte ich auf Illidans Anweisungen hin je einen halben Kanister des Sonnenbrunnen-Wassers in eben diese Seen. Das Wasser begann zu glitzern und zu funkeln. Illidan hatte recht. Jetzt haben wir nicht nur einen neuen Sonnenbrunnen, sondern sogar gleich vier davon.

Während die Bauarbeiten immer weiter voran schreiten, erfuhr ich von einem Boten, dass Illidan von Kael und Lady Vashj erfolgreich befreit worden waren. Während Illidan jetzt drauf und dran war, sämtliche Dämonentore der Scherbenwelt zu versiegeln, zog sich Lady Vashj in die Zangarmarschen zurück und überwachte dort den Bau einer riesigen Kläranlage. Zu viel Schmutzwasser, das die einheimische Tier und Pflanzenwelt gefährtet, meinte sie. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da mehr dahinter steckt.

Und Kael… der zog sich ins Schlaraffenland der arkanen Genüsse zurück – den Nethersturm. Ich kann stolz verlauten, dass ich gute Arbeit geleistet hab. Kael war über die gute Qualität des Mineralwassers begeistert. Er konnte gar nicht genug davon bekommen. Er badete sogar darin. Kael beschlagnahmte übrigens einen riesigen Gebäudekomplex am Rande von Nethersturm. Der Festung der Sürme. Dies wurde sein neuer Spaß und Vergnügungspalast. Es gab für jeden Geschmack etwas. Sogar einen Minigolfplatz und eine Schipiste war inbegriffen. Ich hörte Kael einmal laut überlegen, ob er den Park nicht der Öffentlichkeit zugängig machen, und so Millionen scheffeln sollte.

Eines Tages erhielt in einen Brief von Illidan.

Lieber Kevin,

Komm mich doch mal in meinem Schloss besuchen, ich habe für dich einen Kuchen gebacken.

Liebe Grüße

Illidan

Zu so einer herzlichen Einladung konnte ich nur ungern nein sagen. Ich packte also meine sieben Sachen und machte mich auf den Weg zur Adresse des Absenders.

Karabor-Straße 5b/Stiege 2

Bezirk Schwarzer Tempel

D-4531 Schattenmondtal

Schwarzer Tempel… das klang in meinen Ohren nicht wirklich nach einem Schloss. Aber man sollte sich nicht von dem Namen in die Irre leiten lassen. Die Anreise ins Schattenmondtal verlief ohne Probleme. Nur bei der Suche nach der Straßenanschrift hatte ich Schwierigkeiten. Die Draenei nehmen es mit Wegweisern nicht sehr genau. Es kursiert das Gerücht, dass man als Postbote eine Ausbildung bekommt, die zehn Jahre dauert. Aber nicht deswegen, weil es so eine anspruchsvolle Arbeit ist, nein, den Großteil der Ausbildungszeit macht das lernen der ganzen Straßennamen aus. Und wenn man dann endlich soweit ist, ist man praktisch schon wieder in Pension. Um nicht vollends den Verstand zu verlieren, fragte ich dann einen Einheimischen namens Akama nach den Weg. Der hob nur still die Hand und deutete mir nur die ungefähre Richtung. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft hatte, aber am Ende stand ich vor dem großen hölzernen Tor, mit einem großen bronzenen Klopfring in der Mitte. Dieser Ring wurde von einer dämonischen Fratze zwischen den Zähnen gehalten. Zuerst versuchte mich eben dieser Dämonenkopf zu beißen. Ich gab ihm dann einfach eine mit der Faust auf die Nase. Er grunzte zwar schmerzerfüllt, aber dann konnte ich endlich anklopfen.

*KLOPF, KLOPF*

Eine schlanke, menschliche Gestalt, etwas größer als ich, machte mir die Tür auf. Er hatte lange glatte schwarze Haare, die am Halsansatz endeten. Eingekleidet war er in eine schwarze Butleruniform altenglischen Stils. Tiefschwarze Augen mit einem rötlichen Flackern starrten mich gleichgültig an. Ich verbeugte mich.

Ich: „Seit gegrüßt, mein Name ist Kevin Braun. Ich habe eine Verabredung mit eurem Hausherren.

Der Butler machte keine Anstalten mich einzulassen. Mit einer Hand den Türgriff haltend, machte er eine halbe Drehung um seine Achse und rief irgend jemandem in der Finsternis etwas zu.

Butler: „Mein Lord, ein gewisser Herr Braun wünscht euch zu sprechen.“

Kindliche Stimme: „Ich erwarte heute niemanden Sebastian, sag ihm, er soll sich verziehen.“

Der Butler verbeugte sich vor mir. „Es tut mir außerordentlich Leid, mein Herr erwartet heute niemanden. Ich kann Ihnen leider keinen Einlass gewähren.“

Ich: „Ich glaub, es hat sich erübrigt… die Stimme kenne ich nicht. Bin ich hier nicht richtig bei der Adresse Karabor-Straße 5b?“

Butler: „Nein, das hier ist das Haus der Phantomhives, Karabor-Straße 5a.“

Ich: „Tut mir außerordentlich Leid, dann hab ich mich wohl an der Adresse geirrt“ ich versuchte verschmilzt zu lächeln. Wissen Sie vielleicht, wo ich das Haus von Illidan Sturmgrimm finde?“

Butler: „Aber natürlich.“ er lächelte. Auf mich sah es eher aus wie eine dämonische Fratze. Er deutete mir mit seinem Finger (der in einem weißen, seidenen Handschuh steckte) den Weg den ich zu bestreiten hatte. „Gehen Sie diese Straße zurück. Bei der dritten Gasse biegen sie rechts ab. Dann bei der nächsten Kreuzung links, dann rechts, und dann etwa fünfhunder Meter geradeaus. Dann kommt eine Häuserecke mit einem kleinen Mc-Donalds-Restaurant. Hier müssen Sie vorbei, dann bei der nächsten links…etc.

So ging es noch zwei Minuten lang weiter. Egal, ich hab’s mir ohnehin nicht gemerkt. Auf gut Glück suchte ich den Weg. Eine Stunde später stand ich bei einer weiteren Tür, die mit „Karabor 5“ gekennzeichnet war. Ich drückte auf eine elektrische Glocke. Ein dürrer Mann mit Krauskopf öffnete die Tür. Zwischen seinen Beinen huschte eine dicke orangene Katze mit schwarzen Streifen vorbei.

Stimme: „Hey Kevin, hierher.“

Ich drehte mich um. Hinter mir hatte sich eine andere Tür geöffnet. Illidan stand in der Tür und winkte mir zu. „Hör auf meinen Nachbar John zu belästigen.“

Ich entschuldigte mich rasch und huschte dann zu Illidan hinüber. Ich fand mich in einem geräumigen Vorzimmer wieder. Am Boden lag ein feuerroter Teppich, die Wände waren mit einer zartgelben Farbe bestrichen. Das Mobiliar war alles Billigramsch vom Möbelix – Buchenachbildung. Alles nur schwere Spanplatten mit künstlichem Überzug, das das Gefühl vermitteln soll, dass es sich hier um vollwertiges Buchenholz handelt. Ich hab nichts gegen Möbelix. Nicht falsch verstehen. Ich hab mein Häuschen ja selbst damit ausgestattet.

Eine Tür ging auf. Kael’thas und Lady Vashj traten in den Raum.

Kael: „Wie ich sehe, hast du uns endlich gefunden. Du hast dir Zeit gelassen.“

Vashj: „Wassss hat dich aufgehalten Kevin… du hasssst den Kuchen kalt werden lasssssen. Wir waren mal sss-ssss-sssso frei und haben ssssschon mal zugelangt.“

Ich: „Ich hab mich verrannt. Du hättest mir in deinem Brief locker eine Wegbeschreibung reinpacken können. Warum hast du eigentlich unser altes Team zusammengerufen?“

Illidans Mine hellte auf: „Es gibt was zu feiern.“ Aus seiner Hosentasche fischte er eine Flasche Cenarischer Geistertropfen hervor. „Eigentlich gibt es vieles zu feiern.“ In seiner rechten Hand hielt er jetzt ein paar Sektflöten und wedelte aufgerecht vor meiner Nase damit herum.

Er legte mir den Arm mit der Champagnerflasche um die Schulter: „Kevin haben wir es zu verdanken, dass die Manaschmieden erfolgreich in Betrieb genommen werden konnten. Kevin… du hast soeben ein ganzes Volk vor den Untergang bewahrt.“ Lady Vashj und Kael klatschten aufgeregt in ihre Hände.

Illidan hakte sich mit zwei Fingernägeln am Korken ein und zog ihn heraus. Eine Schaumfontäne blubberte aus der Flasche. Hastig füllte er die drei Sektflöten damit und drückte sie uns in die Hand.

Illidan: „Wir haben es geschafft. Wir haben es tatsächlich geschafft. Wir sind hier sicher.“

Donnergrollen: „WER IST HIER WO SICHER?“

Illidan erbleichte. Diese Stimme kannte er nur zu gut. Ich glubschte nur irritiert. Vor unseren Augen materialisierte sich ein riesiger feuerroter Dämon.

Illidan lief ihm entgegen und ging vor seinem Antlitz auf die Knie. „Kil’jaeden mein Herr, ich stehe euch zu diensten.“

Kil’jaeden: „So, tust du das? Warum versteckst du dich vor mir?“

Illidan: „Ich habe mich nicht versteckt… ich habe nur zurückgeogen, um eine Armee aufzustellen, um unseren gemeinsamen Feind Arthas zu zerschmettern.“

Kil’jaeden: „Sie sehen in der Tat kräftig aus. Okay, du bekommst noch eine Chance. Ziehe nach Eiskrone und setze dem ein Ende was du begonnen hast. Solltest du erneut versagen, dann wird dies dein Untergang sein.“

Illidan: „Ich verstehe, mein Lord. Seit unbesorgt, ich werde so rasch wie möglich eurem Befehl Folge leisten.“

Kil’jaeden: „Gut so. Aber denk an meine Worte…“ Der Dämon verschwand.

Illidan kniete keuchend am Boden. „Kil’jaeden ist mächtiger als ich dachte. Ich dachte, wir könnten uns seinem Einfluss entziehen, ich hab mich geirrt.“ Er blickte uns an. „Packt eure Sachen, wir statten Eiskrone einen Besuch ab.“

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