Die Abenteuer des Kevin Braun

Kapitel 7 – Seefahrt mit Hindernissen

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Eine laue Brise wehte mir ins Gesicht, als ich an Deck stand und in die Ferne blickte. Wir sind bereits seit sechs Wochen unterwegs und es ist noch immer kein Land in Sicht. Arthas versicherte mir, dass die Fahrt nicht länger als zwei Wochen in Anspruch nehmen wird.

Ich: „Du… haben wir überhaupt einen Kompass an Bord? Eigentlich sollten wir doch schon längst da sein.“

Arthas: „Jetzt wo du es sagst… nein.“

Ich wurde weiß: „DAS IST NICHT DEIN ERNST ODER? Wir stechen in See und du vergisst einen Kompass mitzunehmen?“

Arthas: „Ich denke, dass dies der Wahrheit sehr nahe kommt. Aber mach dir nichts draus. Irgendwann müssen wir ja irgendwo ankommen.“

Ich: „Ich soll mir nichts daraus machen? Und was sollen wir essen? Oder trinken? Unsere Vorräte gehen zuneige!“

Arthas: „Wenn das dein einziges Problem ist…“

Mit diesen Worten ging Arthas in die Mitte des Schiffs und zog sein Schwert. Er kanalisierte seine Kräfte und entfesselte um seinen Körper einen Energiesturm, mit einer Intensität und Kälte, die meinen Atem zu dampfen brachte. Mit einem lauten Kriegsschrei stieß er das Schwert ins Schiffsdeck. Mit einem Blick über die Reling konnte ich voller Bewunderung beobachten, wie eine Meeresfläche von gut 20 Quadratmetern zu Eis erstarrte. Zufrieden zog Arthas das Schwert aus dem Boden, und machte sich gemächlich dran, über die Leiter das Schiff zu verlassen. Ich beobachtete das weitere vorgehen von Deck aus. Arthas begann das Eis abzusuchen. Als er eine passende Stelle gefunden hatte, begann er vergnügt zu glucksen. Erneut nahm er von dem Schwert gebrauch, indem er aus dem Eis mit einer Leichtigkeit, als wäre es cremigste Margarine, einen, zirka einen Quadratmeter großen Quader ausschnitt. Danach stach er in die Mitte des Eisblocks und zog ihn heraus. Es war ein Bild für die Götter. Arthas Haare wehten im Wind, während er die linke Hand in die Hüften presste, sich durchstreckte, während er das Schwert mit dem Eisblock in die Sonne hielt. Genauso gemächlich wie er von Deck verschwunden war, kehrte er wieder darauf zurück. Er knallte mir den Eisblock vor die Füße. „Somit wäre das Problem mit dem Essen gelöst.“ spottete Arthas. Ich blickte zuerst verwirrt, zumindest solange bis Arthas auf dem überdimensionalen Eiswürfel zeigte. Nachdem ich ihn genauer betrachtet hatte, stieß ich einen überraschten Schrei aus. In der Mitte des Eisblockes war ein kleiner Fischschwarm eingeschlossen. Mit einem Blick auf den Prinzen bleckte dieser schadensfroh die Zähne. Einen Kommentar verkniff ich mir. Wüsste ich nicht mal, was ich erwidern soll. Mir fehlen einfach die Worte.

Es dauerte seine Zeit, bis das Eis in der Mittagssonne geschmolzen ist. Das zerstoßene Eis, das verdampfte, fingen wir mit einem kleineren Behälter auf, welchen wir in einem größeren platzierten (in dem wir das Eis und die Fische füllten). Zugedeckt wurde dies mit einer Art verkehrt aufgelegten Deckel, damit die Spitze nach innen zeigte. Das Wasser oxidierte dort, floss in die Mitte, und tropfte zurück in den kleineren Behälter. Somit hatten wir jetzt drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Fisch zum Essen, Wasser zu trinken, und Meersalz zum würzen.

Zum Glück hatten wir eine kleine Kochnische an Bord. Dort zog ich mich zurück, um für die Mannschaft und mich etwas zu Essen zu kochen. Es gab pochierten Kaiserlachs, sautierte Grundel und als Dessert süßes pinkes Quallengelee. Wie praktisch! In dem Eisblock war ein kleiner gelber Schwamm eingeschlossen. Das macht das Pfannen putzen um einiges einfacher. Für den rosa Seestern, der noch dabei war, hatte ich keine Verwendung. Diesen nagelte ich, als er getrocknet war, als Deko über den Türstock der Kantine.

Dass ich nach dem Essen zum Schiffskoch ernannt wurde, lässt vermuten dass es ihnen vorzüglich geschmeckt hat. Aber nichts freute mich so sehr als der Kommentar, den Marvyn nach dem Essen fallen gelassen hat.

Marvyn: „Das hat sehr vorzüglich geschmeckt. An dir ist in der Tat ein Koch verloren gegangen.“

Was hat Arthas noch schnell gesagt? Marvyn spricht nur mit denen, die er auch in seinem Umfeld akzeptiert. Auch Falric beglückwünschte mich mit einer sehr heiseren, aber verständlichen Stimme. Im ganzen war dies ein erfreulicher, und ausgefüllter Tag. Den Abend ließen wir bei einer Runde Mensch-ärgere-dich-nicht ausklingen. Falric ging als Sieger aus dieser Partie hervor, während Arthas als erstes aus dem Spiel gekickt wurde. Aber er nahm es sehr locker auf. Im Gegenteil: er lachte und klatschte in die Hände, Als ihm Marvyn die letzte Figur stibitzte. Spät nach Mitternacht ging ich ins Bett. Ich kann mich nicht erinnern, gesehen zu haben, wann Arthas, beziehungsweise die anderen schlafen gegangen sind. Wenn ich mich recht erinnere hab ich die drei noch nie schlafend gesehen…

Am nächsten Morgen wurde ich erst wach, als ich Marvyn „Land in Sicht!“ rufen hörte. Diese frohe Botschaft ließ mich sofort aus dem Bett springen und an Deck laufen. Ich preschte zum Bug und blieb erst stehen, als ich die Reling erreicht hatte. Und tatsächlich. In der Ferne zeichnete sich, wenn auch sehr undeutlich Festland ab. Das Land kam nur elendig langsam näher. Erst am späten Nachmittag konnten wir in einer kleinen Bucht vor Anker gehen. Ich war so froh, als ich nach so langer Zeit wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Es war eine Landschaft wie aus einem Bilderbuch. Ein langer weißer Strand, der an seinem Ende mit einer hohen Klippe unterbrochen wurde. Arthas nahm etwas Sand in die Hand und ließ ihn langsam durch die Finger rieseln. Er beobachtete ihn mit konzentrierter Mine. Seufzend stand er wieder auf.

Arthas: „Das ist nicht Kalimdor.“

Ich: „Was soll das heißen? Wir sind auf einem Festland oder nicht?“

Arthas: „Das schon, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dies hier nicht Kalimdor ist. Das hier ist die Bananenrepublik Tel Abim. Hättest du im Geografie-Unterricht aufgepasst, müsstest du wissen, dass es nirgendwo auf ganz Azeroth einen weißen Strand gibt, der mit ockerbraunen Sprenkeln durchzogen ist. Das ockerbraune rührt daher, dass diese Insel aus dem selben Gesteinsmassiv besteht, wie der ausgetrocknete Salzsee im Süden von Kalimdor.“

Meine Mine hellte etwas auf.

Ich: „Heißt das, wir sind in der Nähe von Kalimdor?“

Arthas: „So in etwa. Noch etwa eine Woche Schifffahrt in westliche Richtung und wir sollten die wettergeschliffenen Küsten des Kontinents erreichen. Aber wenn wir schon mal hier sind… können wir genauso gut unseren Vorrat aufstocken… Außer du möchtest dich die nächste Woche ausschließlich von Fisch ernähren. Außerdem können wir schauen, ob wir irgendwo frisches Quellwasser finden können. Das Sonnengefilterte Meerwasser ist auch nicht ganz das wahre.“

Zumindest in diesem Punkt stimmte ich ihm voll und ganz zu. Wir packten unsere Wasserbehälter und zogen ins Landesinnere. Unser Weg führte uns durch einen dichtbewachsenen Dschungel. Die Pflanzen, denen wir begegneten waren mit den außergewöhnlichsten Früchten geschwängert. Bananenstaudene hingen büschelweise von den Bäumen, dass sich die Äste unter ihrem Gewicht bogen. Es war, kurz gesagt, eine abgelegene unberührte Idylle, fernab von jeglicher Zivilisation.

Wie sehr ich mich in diesem Punkt täuschen musste. Wir kämpften uns durch die Vegetation, als urplötzlich der Urwald wie abgeschnitten war, und wir auf eine weitläufige Lichtung stießen. Vor uns offenbarte sich eine alte, verfallene Tempelanlage. Arthas zog die Luft ein. Er erkannte genauso wie ich, dass die Tempelruinen auf erschreckende Weise gepflegt wirkten. Doch es war zu spät. Wir wollten gerade kehrt machen, als hinter uns ein ganzes Heer an Waldtrollen auf die Lichtung trat. Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts gutes. Es trat ein Troll aus der Menge, der eine Art Medizinmann zu sein schien. Er musterte uns interessiert.

Troll: „Fremde sind hier nicht willkommen. Ihr habt unseren geheiligen Boden mit eurer Anwesenheit entweiht. Macht euch bereit, für den großen Gott der Insel bestraft zu werden, um seinen Hass zu besänftigen.“

Ich: „Heyheyhey, das geht schon mal gar nicht! Habt ihr hier irgendwo Schilder aufgestellt, dass man diesen Ort nicht betreten darf, häh?“

Ich zeigte auf die Lichtung hinaus. Der Medizinmann glubschte verwirrt.

Ich: „Ich zu meinem Teil sehe kein einziges. Laut Paragraph 750A Absatz 3 des Internationalen Gesetzbuches könnt ihr uns für kein Verbrechen verantwortlich machen, auf das wir vorher nicht auf irgend eine Art und Weise hingewiesen wurden, und dass eine mögliche Überschreitung als Verbrechen geahndet wird.“

Troll: „Ist das wahr? Von dieser Klausel ist mir nichts bekannt. Hey du K’waii komm‘ mal her da!“

K’waii: „Sie wünschen Hexendoktor Bom’bay?“

Bom’bay: „Schnapp dir mal das Gesetzbuch und schau nach ob uns der Mensch nicht einen Bären aufbinden möchte.“

Ich: „Mein Name ist Kevin!“

Bom’bay: „Namen sind nur was für Grabsteine… oder für die Speisekarte.“

K‘waii zog ein paar riesige Steintafeln aus seiner Handtasche und ließ sie vor dem Medizinmann auf dem Boden fallen.

Ich: „Wie hast du das gemacht? Wie bekommst du so große Steintafeln in eine so winzige Tasche?“

K’waii grinste derartig über beide Ohren, dass der Mund hinten beinahe wieder zusammengehen müsste.

K’waii: „Gute Qualität, da bekommt man schon einiges hinein. Hab sie mir aus dem neuen Haris Pilton Katalog bestellt. Falls du Interesse hast, hier kannst du bestellen.“

Er zog einen Katalog aus der Tasche und drückte ihn mir in die Hand. Bei näherer Betrachtung sah ich, dass der Katalog auf robustem, glänzenden Edelpapier gedruckt wurde. K’waii öffnete Seite fünfundzwanzig und deutete auf die Tasche. „Hier ist sie. Ist aber nicht ganz billig.“

Ich: „Stimmt. Das ist die selbe Tasche. Mal sehen… Modell Dolche & Giganta… genügend Platz für jede Frau… Preis: TAUSENDZWEIHUNDERT GOLD?! Wer um alles in der Welt gibt so viel Gold für eine einzige Tasche aus?“

Ich blickte auf K’waii’s Tasche: „…vergiss meinen Kommentar.“

Währenddessen murmelte Bom’bay vor sich hin. „murmel, murmel… ist nicht gestattet… murmel murmel murmel… einzige Ausnahme… HAH!“

Bom’bay zeigte mit seinem Finger auf eine Textpassage auf dem Steinplatten.

Bom’bay: „…einzige Ausnahmen betrifft Orte, bei denen es offensichtlich ist, dass es sich hierbei um Ritualplätze handelt, die von einem Volk als besonders kostbar eingestuft werden.“

Ich nahm meine Lupe zur Hand, um das Kleingedruckte lesen zu können.

Ich: „… wobei das einfache betreten eines Kultortes in der Regel nicht ausreicht.“

Bom’bay: „… außer es ist offensichtlich, dass die Eindringlinge aus kriegerischen Aspekten die Kultstätte betreten haben.“

Ich: „… was aber nur dann zur Geltung kommt, wenn entsprechende Kultstätte von der Haager Konvention als Kulturdenkmal eingestuft wurde.“

Bom’bay meißelte darunter einen Text in die Tafel.

Bom’bay: „… sollte dies nicht der Fall sein, steht es aber dem Geschädigten frei, die Angreifer zu einem Wettbewerb herauszufordern. Sollte der Geschädigte gewinnen, darf er über die Angreifer frei verfügen, sollten die Aggressoren gewinnen, müssen sie umgehend freigesprochen werden.“

Ich: „Verdammt!“

Bombay lächelte siegessicher. Er streckte seine Arme von sich, als würde er sämtliche Trolle auf dem Feld umarmen wollen, während er folgendes verkündete:

Bom’bay: „Wie im Gesetzbuch festgelegt, fordern wir die Angreifer zu einem Wettbewerb heraus. Jede Seite wählt einen Vertreter, der an diesem geschichtsträchtigen Tag das Volk zu Ruhm und Ehre führen wird.“

Ich: „Ich geh schon mal vor und hole Schild und Lanze…“

Bom’bay sichtlich geknickt: „aber wo denkt ihr hin. Hält ihr uns wirklich für solche Barbaren, einen blutigen Gladiator-Kampf Mann gegen Mann ausfechten zu wollen? Ich dachte eher an einen Kochwettbewerb. Vollkommen gewaltfrei und die Zuschauer profitieren sogar davon.“

Ich: „Wenn ihr Pazifisten seid… hattet ihr dann mit der Bestrafung gar nicht vor, uns eurem Gott zu opfern?“

Bom’bay: „Iwo, wir haben andere, grausamere Methoden. Wir hätten euch an einen Marterpfahl gefesselt und euch eine Langspielplatte von Hansi Hinterseer vorgespielt.“

Ich machte kehrt um meine Schürze zu holen. „Wenn ich’s mir recht überlege, klingt ein Wettbewerb ganz interessant.“

Bom’bay rieb sich erfreut die Hände: „Dann ist es entschieden. MÖGEN DIE SPIELE BEGINNEN! Jeder wählt einen Chefkoch, sowie drei Gehilfen. Die Gehilfen dürfen nicht aktiv kochen, sondern dürfen lediglich dem Chefkoch zeitintensive Arbeiten abnehmen. Kochzeit sind fünf Stunden. Gekocht wird ein dreigängiges Menü für alle hier anwesenden vierundfünfzig Personen. Der Stamm der Tel’Banani wählt Awilo Lon’gomba zu seinem amitierenden Chefkoch. Assistiert wird er von, Misensi, Lin’do und Katoom. Tretet hervor.“

Die Genannten traten aus der Menge.

Bombay: „Und jetzt ihr.“ Er blickt uns an. „Wählt euren Champion.“

Ich: „Das werde wohl ich sein. Ich, Kevin, vom Stamm der… Kaf’eh’bohni, assistiert von seinen treuen Diener Arthas Me… Me… Menethiihhl, sowie von Falric und Marvyn.“

Arthas Gesicht verfinsterte sich, als hätte er in mir seinen Erzfeind entdeckt.

Nach einer Vorbereitungszeit von zwei Stunden fiel der Startschuss. Beide Parteien starteten durch als ginge es um ihr Leben.

Ich: „Arthas! Zwiebel hacken!“ ich wirbelte zu Marvyn herum „Los! Schäl die Kartoffeln und koche sie!“ Falric, wasch das Geschirr ab!“ brüllte ich aus Leibeskräften.

Arthas: „Schniff, aber es brennt so.“

Ich: „HÖR VERDAMMT NOCH MAL AUF ZU FLENNEN UND HACK WEITER! Oder willst du lieber an einen Marterpfahl gefesselt eine Langspielplatte von Hansi Hinterseer anhören? Ich persönlich nicht. Also reiß dich zusammen und tu was!“

Das hat gesessen. Im Gegenteil. Arthas hackte in einem Eifer, den ich ihm gar nicht zugetraut hab. Ich war kurz davor ihn zum „Best Zwiebenhacker-Man ever“ zu nominieren. Aber auch die Konkurrenz war alles andere als schwach. Im Gegenteil. Wenn ich sie mir ansehe liegen die sogar in Führung. Über ihre Schneidetechnik beneidete ich sie. Lin’do hantierte mit der Machete als hätte er lebenslange Erfahrung darin. Die Zwiebel warf er in die Höhe, sprang nach, zerhackte sie in der Luft, während Katoom nur mehr darunter stand und die geschälten und geschnittenen Zwiebel mit einer Schüssel auffing. Ich sah, wie Lin’do eine Flasche hinter sich verschwinden ließ.“

Ich: „Hey! Lin’do ist gedopt. Das gilt nicht. Das ist ein Disqualifizierungsgrund!“

Bom’bay: „Abgelehnt, Mojo zu trinken unterliegt bei uns nicht dem Dopingmittelgesetz.“

Arthas: „Wenn wir so spielen, dann habt ihr doch nichts dagegen, wenn ich jetzt für etwas Ausgleich sorge.“

Arthas stellte seine Arbeit ein, konzentrierte sich und ließ eine Welle dunkler Energieblitze aus seiner Hand schießen. Sein Ziel war offensichtlich der nahe gelegene Friedhof. Ich war paff, als sich plötzlich die Grabsteine bewegten und Untote darauf aufstiegen.“

Arthas: „Los! Jeder von euch schnappt sich eine Schürze und wäscht sich die Hände. Es gibt eine Menge Arbeit zu erledigen!“

Ich fühlte mich wie in einem Tollhaus. Rund um ich hetzten Skelette herum, mit einer Schütze und Geschirr bewaffnet.

Ich lächelte Arthas an: „Darüber reden wir später noch.“

Währenddessen versicherte Bom’bay seinen aufgebrachten Champions, dass es nicht rechtswidrig ist, sich auf diese Weise Unterstützung zuzusichern. Dennoch blieb es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Keiner gewann die Oberhand. Zu gegebener Zeit ertönte der Schlusspfiff.

Bom’bay: „Ihr habt euch alle tapfer geschlagen. Kommen wir jetzt zur Verkostung… Awilo, was hast du uns heute feines gekocht?“

Awilo: „Oui ‚als Vorspeise `abe isch euch einen leggeren Eintopf gekocht, ge’ürzt mit einer Portion Frühlingszwie’eln. Als `Auptgang leggere Senfwürschtchen, und commé dessert une Käseplatte à la Avilo.

Bei dieser primitiven Menü-Auswahl kicherte ich innerlich. Da kann ja nichts mehr schiefgehen.

Bom’bay: „Das klingt wie immer vorzüglich. Ich freue mich schon, dein Essen zu probieren. Und jetzt zu den Herausforderern. Was habt ihr uns gekocht?“

Ich voller Stolz: „Ich biete euch als Appetitanreger eine leckere Grießnockerlsuppe, gewürzt mir einer selbst entwickelten Geheimzutat, als Hauptgang gibt’s dann Zwiebelrostbraten mit Semmelknödel und Apfelkompott und als Nachspeise darf ich euch zu einer Sachertorte mit Latte Macchiato einladen.“

Die Trolle nahmen alle an einem hübsch geschmückten Bankett Platz und das große Fressen kann beginnen. Als das Mahl vorüber war, wurden Stimmzettel abgegeben, die in eine Box geworfen wurden, die nur auf der Oberseite eine Öffnung aufwies.

Das Ergebnis ging sehr ernüchternd aus. Fünfzig Stimmen für das Trollteam, vier Stimmen für unser Team. Also nur die vier Stimmen, die von uns selbst abgegeben wurden…

Ich: „DAS IST SCHIEBUNG.“

Bom’bay: „Nö, das nennt man Demokratie.“ Er warf uns ein teuflisches Grinsen entgegen. „Jetzt wo das geklärt ist… AN DEN MARTERPFAHL MIT IHNEN!“

Eine halbe Stunde später standen wir schon an einem Pflock, gefesselt in der prallen Sonne. Als der Henker dabei war, ein Grammophon aufzubauen versuchten wir noch, um Gnade zu flehen. Doch wir stießen auf taube Ohren. Als er schließlich die Platte einlegte, sah er uns mit einem Bedauern entgegen.

Henker: „Ich würde jetzt nicht gern in euer Haut stecken.“

Sein trauriges Gesicht verzog sich zu einer diabolischen Fratze. Er legte den Bügel um und suchte schnurstracks das Weite. Als dann die Musik begann, verzogen wir, einschließlich Marvyn, den bisher nichts aus der Ruhe brachte, das Gesicht, als hätten wir in eine Zitrone gebissen. Wir wanden uns schmerzerfüllt unter den Klängen der Musik, die nur aus der Hölle selbst zu stammen können.

…SCHATZILEIN, KOMM LASS DICH KÜSSEN…

…HEUT‘ WOLL’N WIR FEIERN…

…DAS GLÜCK GENIESSEN VON FRÜH BIS SPÄT…

…DENN SCHATZILEIN, EIN TAG WIE HEUTE…
…GEHT LEIDER VIEL ZU SCHNELL VORBEI…

Ich: „Das war ja ein Reinfall. Hätt‘ ich mir gleich denken können, dass wir uns den ganzen Aufwand hätten sparen können. Arthas, das ist alles deine Schuld. Hättest du die Suppe nicht anbrennen lassen…“

Arthas: „Ach, jetzt bin ich etwa schuld wie? Hätte Falric nicht die Kartoffeln zerkocht…“

Falric krächzte wutentbrannt, doch seine heisere Stimme ging im Klang der Musik unter…

…LASS DIE SORGEN ZIEHEN…

…WIR WOLL’N DEM STRESS ENTFLIEHEN…

…DU BIST HIER BEI MIR…

…MEINE GANZE LIEBE…

…ALLES WAS DU WILLST…

…DENN ICH WEISS, WAS DU IN…

…DEINEM HERZEN FÜHLST…

Marvin: „Das war ein abgekartetes Spiel. Das hätten wir uns gleich denken können, dass die Trolle für ihr eigenes Volk stimmen werden.“

Ich: „Egal aus welchem Grund. Mir persönlich reicht‘s. Marvyn, denkst du, du bist stark genug, deine Fesseln zu sprengen?“

Dieser lachte: „Das ist eine meiner leichtesten Übungen. Aber sie selbst.“

Er spannte seine Bauchdecke, wodurch die zentimeterdicken Seile rissen, als wären sie aus Bindfäden. Dann ging er zu jedem von uns und zerriss mit Leichtigkeit unsere Fesseln. Doch er hatte Probleme durch die Musik auf den Beinen zu bleiben…

…SCHATZILEIN, KOMM LASS DICH KÜSSEN…

…HEUT‘ WOLL’N WIR FEIERN…

…DAS GLÜCK GENIESSEN VON FRÜH BIS SPÄT…

…DENN SCHATZILEIN, EIN TAG WIE HEUTE…
…GEHT LEIDER VIEL ZU SCHNELL VORBEI…

Wir rannten, rannten als wäre der Leibhaftige hinter uns her. Kein Troll lief uns über den Weg. Kein Wunder, die hielten ja zu diesem Krisengebiet wohlwissend einen Sicherheitsabstand ein. Wir sprinteten die Planke zum Schiff rauf, kappten das Halteseil und ließen uns von dem aufkeimenden Sturm aufs Meer treiben.

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