Die Abenteuer des Kevin Braun

Kapitel 8 – Ankunft in Kalimdor

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Arthas sollte Recht behalten. Nach einer weiteren Woche Seefahrt in nordwestliche Richtung entdeckten wir Land. Es handelt sich hier um ein Sumpfgebiet, welches von einem unbekannten Entdecker auf den passenden Namen „Düstermarschen“ getauft wurde. Düster war es hier wirklich. Deshalb verstehe ich es bis heute nicht, warum Arthas unbedingt in dieser abgelegenen Pampa einlaufen musste. Ihm gefällt es hier meinte er nur. Wenn ich mir so Arthas ansehe, kommt es mir wirklich so vor, als würde diese „düstere“ Umgebung immer mehr zu Arthas Wesensart passen. Diesen Gedankengang ließ ich nicht unausgesprochen.

Ich: „Du, Arthie… du bist mir bisher meiner Frage immer ausgewichen. Was war das eigentlich für eine Aktion mit den Untoten, die du auf Tel Abim aufgeführt hast? Ich meine nur… du beschwörst aus dem Nichts Lebende Tote hervor. So etwas würde ich einem leibhaftigen Reiter des Lichts am allerwenigsten zutrauen. Immerhin lebt ihr danach, eure Gefallenen Streiter dem Licht zu überführen, und nicht, sie als wandelnde Tote wieder auferstehen zu lassen.“

Arthas sah aus, als würde ihm diese Erkenntnis einen Stich versetzen. Seine Schultern sackten zusammen, bevor er nach vorne kippte und mit seinen Händen versuchte, sich im nassen Schlamm festzukrallen. Er brach in ein leises schluchzen aus.

Arthas: „Etwas… unsagbar Böses hat von mir Besitz ergriffen. Es will mich beherrschen… mich töten. Es begann als ich in Nordend einen Fluch auf mich nahm, um die einfallende Geißel zu vernichten… Ich schwor jeden erdenklichen Fluch zu ertragen, wenn mir das verfluchte Schwert nur dabei helfen würde, meine Feinde zu vernichten. Doch ich ahnte nicht, dass mich dieser Fluch in dieser Art und Weise zerstören würde. Der Dämon versucht, alles, für das ich gekämpft hab, auszulöschen. Ich hab nach meinem Sieg in Nordend das erste Mal den Verlockungen der unendlichen Macht nachgegeben… ich hab mein ganzes Heer niedergeschlachtet und als Untote wiederbelebt. Weil mir das Schwert geflüstert hat, ich bekäme dadurch die perfekte, unsterbliche Armee. Das Schwert hielt, was es versprach… aber zu welchen Preis? Sieh nur mich an, oder Marvyn… oder Falric… ich wünschte ich könnte das alles ungeschehen machen…

Als ich aus Nordend nach Lordaeron zurückkehrte, war ich von Zorn und Hass zerfressen… bis ich das Glück hatte in deiner Kneipe einzukehren. Du schafftest es durch ein einfaches Mahl meine Lebensgeister neu zu entfachen. Du schaffst es, mich aus dem Strudel des Hasses zu entreißen. Deine Freundschaft bedeutet mir alles… Ich bin mir sicher ich würde unvergleichbares Leid über die Lebenden bringen, würdest du mich nicht daran hindern.“

Arthas‘ Tränen rannen in Strömen aus seinen Augen, und verschwanden in dem bereits von Wasser durchdrängten Boden. Ich musste mich nach dieser Offenbarung ebenfalls beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen. Ich kniete mich vor ihm hin und drückte seine Hand.

Ich: „Ich kann nicht wissen, wie du dich fühlst, oder was auch immer der Fluch mit dir anstellt. Doch ich kann es mir vorstellen. Und das was du deinem Volk angetan hast, wird niemand mehr rückgängig machen können. Aber eins kann ich dir garantieren. Der Fluch in dir wird niemals die Oberhand gewinnen, solange du es nicht zulässt. Und wenn ich dich so ansehe, wird er es auch nicht. Sehe das Schöne an deinem Leben, und versuche niemals die Prinzipien, für die du gelebt hast zu vergessen. Ich glaube an dich. Und das solltest du auch.“

Arthas blickte mir in die Augen. Sein schluchzen war verstummt. In seinen Augen war eine noch nie dagewesene Entschlossenheit getreten. Ich half ihm wieder auf die Beine. Nun stand er vor mir, eine Kraft und Güte ausstrahlend, als wäre das Licht in sein Leben zurückgekehrt.

Arthas: „Du hast Recht. Vergesse niemals deine Prinzipien. Vergesse niemals, für das du im Leben gekämpft hast. Beschütze dein Volk, ehre die Toten. Du hast mich erneut aus der Dunkelheit gerettet, und dafür danke ich dir. Kommt meine Freunde. Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen.“

Der Weg führte uns durch das Brachland nach Eschental. Wie ich sah, sind die Orks dort ins Holzfäller-Gewerbe eingestiegen. Mit riesigen Maschinen bringen sie die Jahrtausende alten Bäume zu Fall. Die Zugangsstraße wird durch ein Warnschild blockiert: „Forsicht: Hir begint das Teritorium der Hoarde. Gäht wek!“. Ein Blick über den Stacheldrahtzaum offenbarte mir mehrere Orkpatrouillen, die mit Ihren Holzknüppeln grunzend vordefinierte Patrouillenrouten ablaufen. Geifer tropfte von ihren Mäulern. Es ist besser, diesen Typen nicht über den Weg zu laufen. Ihre Devise lautet eindeutig: „Erst zuhauen, dann noch mehr zuhauen, dann Fragen stellen!“

Ich betrachtete die Gebäude in dem Hochsicherheitsgebiet genauer. Der Bereich besteht aus einem größeren Sägewerk, sowie mehreren kleineren Holzverarbeitungsbetrieben und Lagerhäusern. Von diesen Lagerhäusern wiederum werden sämtliche IKEA Möbelhäuser auf Kalimdor beliefert.

Etwas weiter westlich davon durchquerten wir eine Gebirgskette, die den Blick auf ein weitläufiges Tal ermöglichte. Dort unten begann gerade ein sehr exotisches Spiel zwischen den Orks und den einheimischen Nachtelfen. Soweit ich verstanden habe, versucht man sich gegenseitig eine Flagge zu stehlen und sie in die eigene Basis zu bringen. Regeln gibt es scheinbar keine. Man darf den Gegner in getarnte Falllöcher stürzen lassen, Stolperdraht spannen, ihn über ne Klippe schubsen, ihn mit Bärenfallen einfangen, die Hunde auf ihn hetzen, vergiften, anzünden, einfrieren… Sprich: ein sehr unterhaltsames und witziges spiel. Sollte ein Spieler dabei ums Leben kommen, stört das die wenigsten. Diese werden nach dreißig Sekunden von einem Geistheiler wiederbelebt und der Spaß beginnt von neuem. Tja… Das geht solange bis einer der beiden Parteien drei Flaggen hat. Und das kann dauern… Als ich meinem Favoriten zujubelte und erfreut in die Hände klatschte, zischte ein Pfeil an meinem linken Ohr vorbei. Plötzlich hatte ich sehr eilig, das Spielfeld zu verlassen.

Etwas später begann Arthas eine interessante Konversation:

Arthas: „Wusstest du, dass die Nachtelfen von den Trollen abstammen?“

Ich: „Nö, das wusst ich nicht.“

Arthas: „Ist aber so.“ Er grinste, „Und Illidan ist ein blühendes Beispiel dafür.“

Ich: „Wie meinst du das?“

Arthas: „Das wirst du schon sehen. Ah… Da ist er ja schon.“

Vor uns stand ein Nachtelf, der Arthas nur bis zu den Schultern ging. Sein Stirnband ist ihm in die Augen gerutscht. Ich verstehe nur nicht, wie Illi da was sehen kann. Sein Oberkörper bestand aus einem Bierbauch, der bei jeder Bewegung im Wind schaukelte.

Arthas: „Grüß dich Illidan. Gut siehst du aus. Gehst du seit neuestem ins Fitnesscenter?“

Illidan: „Boah, hey Alter. Lang nicht gesehen Mann. Wie geht’s denn so Mann?“

Arthas: „Ja gut, danke. Ich hab da etwas, was dich interessieren dürfte. Im Teufelswald wandert ein Dämon namens Tichondrius umher, der im Besitz des „Schädels von Gul’dan“ ist. Wenn du ihn tötest und dir sein Artefakt schnappst, kannst du die sehr viel Macht einverleiben.“

Illidan: „Danke Mann, klingt gut Mann, mach ich, Mann.“

Arthas: „Keine Ursache. Tschüss!“

Arthas macht kehrt und machte sich auf, zu seinem Schiff zurück zu watscheln.

Ich: „Das war alles?“

Arthas: „Ja, das war alles.“

Ich: „Nochmals zum mitschreiben: Du reist mit mir monatelang um die halbe Welt, nur um dann mit einem fetten Nachtelfen zwei Sätze auszutauschen, und dann wieder umzukehren?“

Arthas: „Ganz genau. Illidan wird jetzt meinen Konkurrenten entledigen, und ich kann frohen Mutes wieder nach Hause zurückkehren.“

Ich: „DAS KANN NICHT DEIN ERNST SEIN.“

Arthas: „Doch, ist es… wolltest du Illidan nicht dein Sonnenbrunnenwasser andrehen?“

Ich: „Verdammt, du hast recht. Warte hier. Ich bin gleich zurück.“

Ich lief zurück, doch Illidan war verschwunden.

Ich: „ILLIDAAAAAN!“ Ich schrie und schrie aus Leibeskräften.

Illidan: „Verdammt Mann, schrei doch nicht so, Mann. Hier bin ich doch, Mann.“

Illidan erschien vor mir. Ich erschrak. Er ist vermutlich um zwei Meter größer geworden, seine Augen glühten unter dem komischen Stofffetzen, den er sich um die Augen gebunden hat, ihm sind Flügel gewachsen, ebenso wie seine Zehennägel. Er hatte muskulöse Oberarme, doch sein Bierbauch ist ihm geblieben.

Illidan: „Was willst du von mir, Mann? Siehst du denn nicht dass ich beschäftigt bin, Mann?“

Ich: „Mit was willst du den groß beschäftigt sein?“

Illidan: „Geht dich nichts an, Mann!“

Ich: „Jaja, schon gut. Beruhige dich. Ich hab hier zwei Kanister voll Wasser aus dem Sonnenbrunnen von Silbermond. Für einen anständigen Preis würde ich es dir verkaufen. Stell dir vor, wie viel Macht du dadurch bekommen könntest.“

Illidan starrte auf sich hinunter, hielt mir dann so einen ekligen Schädel unter die Nase, den er daraufhin in dunklen Flammen aufgehen ließ.“

Ich: „Ich hab verstanden… Ich gehe recht der Annahme, dass du kein Interesse daran hast?“

Illidan grinste.

Ich: „Ja, schon okay. Du hast mehr als genug Macht. Für was braucht man dann noch mehr Macht? Aber darf ich dir was verraten? Ich bin um die ganze verdammte Welt gereist, nur um dann zu erfahren, dass der gnädige Herr nicht bereit ist, mir das Wasser abzukaufen. Weißt du, was das für eine Heidenarbeit das war? Weißt du…“

Ich verstummte. Illidan war verschwunden.

Ich: „KLASSE. ECHT KLASSE. SCHÖN. BEHALT ICH HALT DAS WASSER! BRAUCHT DOCH KEINER!“

Ich kehrte zu Arthas zurück. Dieser lehnte mit verschränkten Armen an einem Baumstamm, mit einem Grashalm im Mund.

Arthas: „Ich vermute, du warst mit deinen Verhandlungen nicht erfolgreich?“
Ich: „Frag besser nicht… aber wenn ich schon mal auf diesem Kontinent gestrandet bin, kann ich mich genauso gut aufmachen und nachsehen, ob es hier nicht doch irgendjemanden gibt, der mir das Zeugs abkauft… würdest du mitkommen?“

Arthas: „Ja klar… kein Ding. Ich hab ohnehin nichts besseres vor…“

Ich drückt Arthas die Hand.

Ich: „Dann ist die Sache abgemacht. Wir suchen einen Abnehmer für das Wasser und den Gewinn teilen wir uns.“

Arthas: „Abgemacht.“

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